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Feindbild Islam

Gestern das Ergebnis der Volksabstimmung in der Schweiz: es dürfen keine Minarette mehr gebaut werden. Ein Schlag ins Gesicht jeglicher Toleranz und Mitmenschlichkeit, ein Ausdruck einer abstrakten, von medien geschürten Angst. In Deutschland undenkbar. Aber: nur weil wir darüber keine Volksabstimmung abhalten. Denn dann wäre das Szenario nicht mehr so undenkbar in Deutschland und Europa. Einige befragte Bürger im heute-journal drückten ihre Zustimmung zu dem Urteil aus, ebenso eine Unterhaltung von Rentnern, die ich eben im Bus mithörte: ‘In hundert Jahren gibt es uns gar nicht mehr, das ist überall nur noch der Islam’.
Spätestens seit dem 11. September wird in den Medien die Angst vor dem Islam und seine Ablehnung geschürt. Realistisch ist etwas ganz anderes. Nämlich dass rund 4 Millionen Muslime in Deutschland friedlich leben und ihre Religion ausüben. Selbst wenn man annimmt, dass 100 von ernsthafte terroristische Absichten hätten, dann wären das nur 0.002 % – man sieht also wie völlig unverhältnismäßig die Panikmache und Berichterstattung der Medien ist, und wie viele Menschen durch ständige Negativberichterstattung vorverurteilt werden.

Dabei wäre eigentlich das Gegenteil, nämlich Verständigung zwischen den Religionen vonnöten. Die Kirchen z.B. praktizieren das zum Glück aktiv. Der Thüringer Theologe Hans Küng (wenn auch kein typischer Vertreter der Kirche) hat die Stiftung Weltethos ins Leben gerufen, deren Grundsatz lautet:

• Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen.
• Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen.
• Kein Dialog zwischen den Religionen ohne Grundlagenforschung in den Religionen.

Die gesamte Erkärung kann man hier lesen.

Die Problematik der Angst vor dem Islam und anderen ‘Fremden’ dürfte in Zukunft eher noch wachsen. Allein durch die Demographie scheint er vorprogrammiert: immer mehr deutsche Rentner werden immer mehr jüngen Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund gegenüberstehen. Da die deutsche und europäische Gesellschaft immer älter werden, ist diese Entwicklung unvermeidlich.

Momentan höre ich im Zug gerade eine Unterhaltung von zwei jungen deutschen Frauen mit, die beide erzählen, wie sie selbst Moscheen besucht haben, und es sehr interessant fanden. Vielleicht wird durch das schweizer Urteil ja auch eine Diskussion angestoßen, die zu einer besseren Verständigung zwischen Christen und Muslimen in Deutschland führt.

(Jetzt fahre ich an einem Atomkraftwerk vorbei – das kommt einem Minarett auch schon gefährlich nahe…)

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