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Königsmord

Im Grunde ist es fast albern. Auf dem Bundespräsidenten herum zu hacken, weil er sich in der Vergangenheit Freundschaftsdienste hat erweisen lassen, die wohl kaum mit politischen Interessen verknüpft waren. Obwohl man das natürlich nicht sicher sagen kann. Zweifelhaft in jedem Fall, zumal für einen Politiker. Eher könnte man es unglücklich nennen, mehr nicht. Auffällig ist eher schon die Energie und Hartnäckigkeit, mit der nun versucht wird den Bundespräsidenten zu diskreditieren.

Vielleicht hat es etwas vom Sturz eines Königs – einer Autorität. Plötzlich darf man den Bundespräsidenten, der immer sakrosankt war, der immer eine Art ‚heiliges‘ Amt innehatte, die letzte Zuflucht der Autoritätsbewunderung der Deutschen, stürzen. Darf sich nicht nur über ihn lustig machen, sondern darf ihn sogar noch aus dem Amt jagen und so den Respekt, den man dem Präsidenten bisher immer zollte, zollen musste, in Hohn und Häme verwandeln.

Eigentlich ist das eine natürliche Bewegung – eine sakrosankte Autoritätsperson, ein entrücktes Amt wird in Frage gestellt, durchleuchtet, neu definiert. Es wird an der Realität gemessen. Dann genügt es eben auch nicht mehr als Bundespräsident von Land zu Land zu reisen und blumige Reden zu halten im Sinne der offiziellen deutschen Staatsräson, die mit der harten politischen Wirklichkeit nicht immer viel zu tun haben.

Es wäre ja auch viel verlangt, wenn ein Christian Wulff sich über Nacht zu einer intellektuellen Bastion, einem moralischen Helden und einem philosophischen Präsidenten gewandelt hätte. Hat er nicht – und diese Realität holt ihn jetzt wieder ein. Er bestärkt sie natürlich auf unglückliche Weise mit seinem Telefonat, seinen Drohungen.

Auf diese Weise entzaubern wir gerade das Amt des Bundespräsidenten, und das ist nichts schlechtes. Wenn jemand in Zukunft Bundespräsident werden wird, wird er es nicht leicht haben und wird nicht qua Amt in eine neue, unantastbare Person verwandelt. Und die Politik täte besser daran tatsächlich jemanden mit dem entsprechenden Format zu wählen, der das Amt mit Leben füllen und den Ansprüchen genügen kann, die an ihn gestellt werden.

Und vielleicht wird die Zukunft auch einen Präsidenten bringen, der sich mehr einmischt und teilnimmt an politischen Debatten – Horst Köhler konnte das schon ganz gut. Schade dass Joachim Gauck es nicht geworden ist, aber wer weiß wer am Ende das Zepter in der Hand hält?

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