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Papst Franziskus beschreibt Reformen für die Kirche

In einem apostolischen Schreiben mit dem Titel Evangelii Gaudium – die Freude am Evangelium – zeichnet Papst Franziskus ein Bild der Linien nach denen die Kirche seiner Meinung nach reformiert werden sollte. Dabei betont er die Notwendigkeit einer Dezentralisierung der Institution sowie von mehr Offenheit gegenüber Schwachen und fordert einen größeren Stellenwert der Botschaft des Evangeliums gegenüber kirchlichen Regeln und Prozeduren.

In einer „heilsamen Dezentralisierung“ sollen die nationalen Bischofskonferenzen gestärkt werden, der Papst selbst habe keine endgültigen Antworten. Damit deutet sich wohl eine größere Flexibilität und Unabhängigkeit der Bischofskonferenzen auch in theologischen Fragen an. Außerdem betont Franziskus die Wichtigkeit von Laien und Frauen als Bestandteil der Kirche. Laien seien schließlich die Mehrheit der Kirche, die Minderheit von Priestern sei ihnen zu Diensten.

Scharf kritisiert das Kirchenoberhaupt das gegenwärtige System des Kapitalismus, das den Konsum über alles stelle und Schwache nicht nur ausbeute sondern regelrecht wegwerfe wie Müll. Die Tyrannei des vergötterten Marktes töte Menschen, da nur das Gesetz des Stärkeren regiere. Als Gegenpol zu diesem Fetischismus des Geldes fordert er eine Kirche der Solidarität mit den Armen und Schwachen.

Er weist auf moderne Formen der Sklaverei wie beispielsweise Zwangsprostitution oder illegale Fabriken hin, die nicht hinnehmbar seien. „Mir ist eine ‚verbeulte’ Kirche lieber, die verletzt und schmutzig ist, weil sie auf die Straßen hinausgeht, als eine Kirche, die wegen ihrer Verschlossenheit und Bequemlichkeit krankt und sich an eigenen Sicherheiten verklammert.“

Innerkirchlich kritisiert der Papst das häufige Übergewicht an Prinzipientreue gegenüber der eigentlichen Botschaft Jesu. Es solle auch möglich sein Strukturen und Bräuche infrage zu stellen, die historisch gewachsen sind, Jesus solle aus „langweiligen Schablonen“ befreit werden. Anstatt einem übermäßigen Traditionalismus fordert er eine lebendige Kirche mit offenen Türen, auch für Sünder.

Mit seinem Schreiben deutet Franziskus an, dass er die Kirche von Grund auf reformieren möchte. Dabei ist seine Betonung von Lebendigkeit, Diversität und Solidarität mit Randgruppen erfrischend und näher an der christlichen Botschaft, als der Traditionalismus seiner Vorgänger. Auch wenn er weiterhin Frauen den Zugang zum Priesteramt verwehrt und sich in der Bewertung von Homosexualität, Abtreibung und Empfängnisverhütung bedeckt hält, ist sein Programmentwurf ein riesiger, revolutionärer Schritt von eine weltfremden und selbstzentrierten Kirche hin zu der lebendigen und offenen Institution, die sie eigentlich sein sollte.

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