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Ohne Plan, aber mit Vision

Barack Obama.svg.medBarack Obama zeigte sich auf seiner Israelreise ähnlich wie zu Hause in den USA: als großer Hoffnungsträger, als Präsident, der mit großen Visionen und neuen Wegen verkorkste Strukturen verändern möchte. Doch in Washington hat ihm diese Strategie bisher nur mäßige Erfolge eingebracht, zu groß sind die verhärteten Fronten und eingespielten Rituale der beiden großen amerikanischen Parteien. Um so schwieriger der Versuch also, im dauerhaften Stillstand des Nahost-Friedensprozesses etwas zu bewirken.

So reiste Obama denn auch ohne großen Friedensplan im Gepäck nach Israel. Stattdessen versuchte er den Spagat, um die Interessen jüdischer Wähler und Politiker in den USA zu bedienen, ebenso wie die der Israelis, die von ihm ein eindeutigeren Standpunkt in puncto Sicherheit des Landes erwarteten, und schließlich die der Palästinenser, die von ihm mehr Druck auf Israel erwarten, um den Siedlungsbau zu stoppen und ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Angesichts dieser schwierigen Konstellation scheint der Besuch erfolgreich gewesen zu sein, auch wenn natürlich nicht alle Seiten zufrieden sind, sein können. Das Vertrauen der Israelis in die amerikanische Sicherheitspartnerschaft scheint gelungen. Die Palästinenser fühlen sich von Obama allerdings viel zu wenig gewürdigt, schließlich war der Besuch sehr Israel betont und viele palästinensische Sichtweisen wurden nicht berührt.

Auffällig war jedoch, dass der US-Präsident die Hoffnungsträger vor allem in der jüngeren Generation sieht, weshalb er eine Rede vor israelischen und palestinensischen Studenten hielt. Die Israelis rief er dabei dazu auf, die Welt durch die Augen der Palästinenser zu sehen und selbst für den gewünschten Frieden einzutreten, den die Politiker offensichtlich nicht hinbekommen oder hinbekommen wollen. Die Politiker rief er ihrerseits dazu auf alte Formeln und Gewohnheiten los zu lassen und auf neue Art zu denken.

Sicherlich ist all das nichts, was kurzfristig Fortschritte bringen wird: die Regierung Netanjahu baut weiterhin trotzig Siedlungen in der West-Bank, während die Palästinenser sich unter diesen Bedingungen weigern zu verhandeln. Zu verhärtet scheinen die Fronten, als dass die Initiative von Obama und Außenminister Kerry für neue Bewegung im Friedensprozess fruchten könnte. In einer Sammlung von Kommentaren israelischer und palästinensischer Studenten, die der Rede des Präsidenten beiwohnten zeigt sich jedoch, dass die jüngere Generation selbst genug von den ewig wiederkehrenden Worten und Ritualen ihrer Politiker hat und dem Appell Obamas große Bedeutung beimisst. Vielleicht besteht die Hoffnung also tatsächlich nur darin, dass die alte Generation irgendwann abtritt und den Weg freimacht für die Jungen, die an wirklichem Frieden interessiert sind.

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